Inhalt: Aufklärung                                                                                                                            

Allgemeines

  • Ende 17. bis Anfang 19. Jahrhundert
  • Allgemein: Säkularisierung: Befreiung von Traditionen, Institutionen, Konventionen etc., die nicht vernunftgemäss begründet werden können.
  • Toleranz, gegen Glaubenszwang   und Hexenwahn - durch Reiseliteratur wird bekannt, dass auch "Wilde" religiöse   und moralische Vorstellungen haben - "Edler Wilder" (Rousseau)
  • In der Politik: Reaktion auf Absolutismus: Ideen der Volkssouveränität, der Gewaltentrennung
  • viele Ähnlichkeiten zur Renaissance
  • basiert auf kritischer, diesseitsgewandter, selbstbewusster Art des Humanismus
  • methodisch disziplinierter als Renaissance
  • säkularisierter
  • getragen von einer breiteren Schicht (städtisches Bürgertum, das sich zu emanzipieren beginnt)
  • Vernunft als einziger Prüfstein der Wahrheit - in allen Bereichen
  • Vernunft als letzte Instanz
  • politische Forderungen nach freier Meinungsäusserung und Toleranz
  • stete Dialogbereitschaft
  • Glaube muss sich Vernunft unterordnen (Glaube muss vernünftig sein - Deismus)
  • Geschichtsbewusstsein entsteht - Erkenntnis des Eigenwertes der nichtabendländischen Kulturen
  • grenzenloser Optimismus
  • Landbevölkerung wird nur am Rande davon betroffen - "elitäre" Erscheinung

Philosophie


    Immanuel Kant: "Die Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner   selbstverschuldeten Unmündigkeit." und: "Habe den Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."

Porträt: Jean Jacques Rousseau

Porträt: Voltaire (Francois-Marie Arouet)

Porträt John Locke
  • Eklektizismus
    • Methode, bei der man überall das herausklaubt, was einem passt
  • Skeptisches Denken
  • Optimistisches Denken
  • Freiheit des Denkens als oberstes Gut - alle Fragen müssen kritisch-vernünftig geprüft werden dürfen
  • Rationalismus vs. Empirismus
    • die Wahrheit kann durch den rationalen Verstand (Rationalisten, z.B. Descartes) oder Sinneserfahrungen also z.B. mit Hilfe von Experimenten (Empiristen, z.b. Locke), erfahren werden
    • der Welt zugrunde liegt eine starre Kausalität
    • Gott hat das Universum geschaffen, seit da braucht es keine weiteren Eingriffe mehr (keine Wunder)
      • Bsp: Pierre Simon Marquis de Laplace (1749-1827)
    • Materialismus: "Materie ist das einzig wirklich Existente"
    • philosophische Zweifel vs. "alles kann erkannt werden"
  • Sensualismus
    • Form des Empirismus
    • sinnlich gewonnene Erfahrung vermöge keine wirkliche Erkenntnis zu geben, sondern nur die (möglicherweise verzerrte) Spiegelung materieller Erscheinungen; für die Wahrnehmung nichtmaterieller (metaphysischer) Erscheinungen fehle dem Menschen ein Organ
  • Idealismus
    • Immanuel Kant versucht die beiden gegensätzlichen Sichtweisen zu vereinen. Gelangt zu einem Idealismus
  • Staatstheorie
    • Naturzustand:
      • Hobbes: homo homini lupus est (der Mensch ist des Menschen Wolf - jeder kämpft gegen jeden)
      • Rousseau: Mensch ist ursprünglich frei und sittlich gut - Kultur bringt Leiden ("der edle Wilde")
    • Gesellschaftsvertrag - Entstehung des Staates
    • Volkssouveränität
    • Demokratie
    • Liberalismus
    • (Früh-)Sozialismus
    • Anarchismus
    • Totalitarismus
    • Gewaltenteilung (Locke, Montesquieu)
    • der Staat erzeugt die Nation (Romantiker reagieren darauf: Die Nation, das Volk erzeugt den Staat)
  • Rechtstheorie
    • Naturrecht (an das sich das positive Recht halten muss)
      • Hobbes: Recht auf Selbsterhaltung
      • Grotius, Locke: Recht auf Eigentum - Staat verliert Anspruch auf absolute Gewalt
      • Menschenrechte werden erstmals begründet
                    
    • Rechtsgleichheit
    • Ablehnung aller erblichen Privilegien rechtlicher Art
    • Strafjustiz: Cesare Beccaria spricht sich gegen Folter, Verweigerung der Verteidigung, unangemessen harte Strafen etc. aus. Erreicht sehr grosse Verbreitung
  • Moralphilosophie
    • Voltaire vs. Leibnitz: Leben wir in der besten aller Welten?
    • gibt es absolute Moral?
    • alle Menschen sind gleich
    • Toleranz
  • Religion
    • Deismus: Gott als Schöpfer der Welt, greift aber nicht ein - kausaler, determinierter Weltenlauf
    • "Vorstufe zum Atheismus"
  • Allgemein
    • Enzyklopädisten (aktuelles Wissen  soll gesammelt werden): Denis Diderot, Jean-Baptiste d'Alembert: 35 Bände. Grosse Wirkung
  • Materialismus
    • kann Materie denken?
    • alle seelischen Vorgänge und alle Denkprozesse seien lediglich chemisch-physiologische Reflexe
    • Bsp.: Offray de Lamettrie: L'homme machine

Diverse Wissenschaften
  • Ökonomie
    • Physiokraten (Francois Quesnay)
      • erste vollständige Formulierung einer Volkswirtschaftslehre - "natürliche Harmonie der Wirtschaft"
      • Aufhebung der staatlichen Eingriffe, um die natürliche Ordnung wiederhergestellt werden
      • Natur soll frei herrschen, da allein aus den natürlichen Quellen der Wirtschaft Wohlstand und Fortschritt fliessen.
      • einzige Quelle der Wertvermehrung ist der Boden - der Bauer die einzige produktive Klasse ("La terre est l'unique source des richesses")
      • wollen allein Einheissteuer auf Reinertrag des Agrarkapitals, die dann auf die Marktpreise geschlagen würde
      • enthält im Grundsatz Arbeitswertlehre
      • Neuordnung der Agrarwirtschaft - Grossbetrieb arbeitet effizienter und günstiger
      • fordern Handelsfreiheit, Aufhebung der Leibeigenschaft
      • Gewerbe- und Handeltreibende gehören zur "classe stérile" - sind im Prinzip nur besoldete Diener der Ackerbauer
      • Freiheit des Austausches und Wettbewerbes führt von selbst zu natürlichen Preisen
      • Aufhebung der staatlichen Beschränkungen, keine Preisüberwachungen, wenig Steuern
      • um 1750 grossen Einfluss in Frankreich - vor allem in Debattierklubs...

    • Adam Smith (1723-1790), Schottland
      • Hauptwerk: "An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations" (1776)
      • erarbeitet Grundlagen der klassischen Nationalökonomie
      • im Gegensatz zu Physiokraten meint er, dass der Volkswohlstand nicht nur auf der Urproduktion aufbaue, sondern auf jeglicher sinnvollen Arbeit
      • Eigennutz sei Antrieb für jeden ökonomischen Vorgang --> Markt regelt alles
      • Prinzip des Wirtschaftsliberalismus   im Stil: "Wenn jeder für sich selber schaut, ist für alle am besten   geschaut!" - wenn der Mensch für sein Wohl schaut, kommt automatisch das Wohl der anderen
      • Gewinnstreben wird moralisch gerechtfertigt
      • Fordert Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft
      • nur absolut notwendige   staatliche Eingriffe in Wirtschaft
      • Staat soll nur Frieden  und Eigentum sichern helfen - sogar Abschaffung des Zunftzwangs
      • es gibt Gebrauchs- und Tauschwert: Gebrauchswert von Wasser ist sehr hoch, der Tauschwert gering; bei Diamanten genau umgekehrt
      • Die Grösse des Volksvermögens ist abhängig von der Menge der Güter, die einen Tauschwert haben, und dieser wiederum von dem Mass der investierten Arbeit: die Arbeit also ist der wahre Preis der Waren, das Geld nur ihr Nominalpreis
      • für Smith sind Kapitalisten die wichtigste Gesellschaftsklasse - sie legen ihr Geld in der Produktion an, schaffen so Arbeitsgelegenheit und fördern damit die Wirtschaft am miesten
      • Arbeitsteilung ist erfolgreich - Mechanisierung der Arbeit - Mensch soll zum Wirtschaftsobjekt werden, der sich selbst verkauft
      • Originalzitate:
        • "Diese Arbeitsteilung, aus welcher so viele Vorteile sich ergeben, ist nicht ursprünglich das Werk menschlicher Weisheit, welche die allgemeine Wohlhabenheit, zu der es führt, vorhergesehen und bezweckt hätte. Sie ist die notwendige, wiewohl sehr langsame und allmähliche Folge eines gewissen Hanges der menschlichen Natur, der keinen solch ausgiebigen Nutzen erstrebt, des Hanges zu tauschen, zu handeln und eine Sache gegen eine andere auszuwechseln. ... Kein Mensch sah jemals einen Hund mit einem anderen einen gütlichen und wohlbedachten Austausch eines Knochens gegen einen anderen machen. ... der Mensch dagegen braucht fortwährend die Hilfe seiner Mitmenschen, und er würde diese vergeblich von ihrem Wohlwollen allein erwarten. ... Gib mir, was ich will, und du sollst haben, was du willst, - das ist der Sinn jedes derartigen Anerbietens; und so erhalten wir voneinander den bei weitem grösseren Teil der guten Dienste, die wir benötigen. ... Wie wir durch Übereinkommen, Tausch und Kauf den grössten Teil der gegenseitigen guten Dienste, die uns nötig sind, gewinnen, so führt dieselbe Neigung zum Tausche ursprünglich zur Arbeitsteilung. In einer Horde von Jägern oder Hirten macht z.B. irgendeiner Bogen und Pfeile mit grösserer Geschwindigkeit und Geschicklichkeit als ein anderer. Er vertauscht sie oft gegen zahmes Vieh oder Wildpret bei seinen Gefährten und findet zuletzt, dass er auf diese Weise mehr Vieh oder Wildpret gewinnen kann, als wenn er selbst auf die Jagd ginge. ..."
        • "... der Wert, den die Arbeiter dem Material hinzufügen, (zerfällt) in diesem Falle in zwei Teile, von denen der eine den Arbeitslohn bestreitet, der andere den Profit, den der Arbeitgeber für das ganze Kapital an Material und Arbeitslohn, das er vorgestreckt hat, erhalten muss."
        • "Nach dem System der natürlichen Freiheit hat das Staatsoberhaupt nur drei Pflichten zu beobachten ... erstens die Pflicht, die Gesellschaft gegen die Gewalttätigkeiten und Angriffe anderer unabhängiger Gesellschaften zu schützen, zweitens die Pflicht, jedes einzelne Glied der Gesellschaft gegen die Ungerechtigkeit oder Unterdrückung jedes anderen Gliedes derselben so viel als möglich zu schützen, d.h. die Pflicht, eine genaue Rechtspflege aufrechtzuerhalten, drittens die Pflicht, gewisse öffentliche Werke und Anstalten zu errichten und zu unterhalten, deren Errichtung und Unterhaltung niemals in dem Interesse eines Privatmannes oder einer kleinen Zahl von Privatleuten liegen kann, weil Profit daraus niemals einem Privatmanne oder einer kleinen Zahl von Privatleuten die Auslagen ersetzen würde, obgleich er in einer grossen Gesellschaft oft mehr als die Auslagen ersetzen würde."
                              
    • David Ricardo
      • setzt Smiths Theorie fort
      • formuliert Arbeitswertlehre
      • in der freien Marktwirtschaft pendle sich der Marktwert immer auf den durch die Produktionskosten bestimmten "natürlichen Wert" ein