Inhalt: Ursachen der Französischen Revolution
Allgemein: "Während der Hof sich auf diese Art amüsierte und
der Bürger sich von Jahr zu Jahr mehr bildete und bereicherte,
lebte das
Landvolk in Lumpen und Lehmhütten und befand sich, wie ein
englischer
Ökonom feststellte, auf dem Standpunkt der Agrikultur des zehnten
Jahrhunderts.
Von der Höhe der Steuern und der Härte, mit der sie
eingetrieben
wurden, kann man sich heutzutage nur schwer eine Vorstellung machen:
sie
waren sinnlos, dass der Bauer es oft vorzog, den Boden unbebaut zu
lassen
oder seine Ernte zu vernichten."
Direkte Anlässe
Allgemeine Missstände - Probleme der gesellschaftlichen Ordnung
- aufgestiegene Bürger haben kaum politische Mitsprache (ev. Möglichkeit zu Amtsadel zu werden), Ständesystem wird
von Mehrheit nicht mehr akzeptiert - Verhärtete Fronten zwischen
Bürgern und ersten zwei Ständen (Klerus, Adel)
- der
König ist eine schwache Führungsfigur, unwillig und
unfähig, Reformen durchzuführen (bei Reformvorschlägen
entlässt er lieber die Minister... Bsp.: Turgot (Finanzminister)
schlägt Louis XVI vor, den Getreidehandel zu liberalisieren, Zünfte
aufzuheben, die Bodensteuer auf alle Grundstücke gleichmässig zu
verteilen - Turgot wird entlassen
- Finanzkrise
- Verschwendung des Hofes in Versailles (u.a.)
- zuwenig Steuereinnahmen (trotz Merkantilismus)
- viel zu viele Leute, die Steuern eintreiben und eintreiben
wollen (Zehnt für Kirche, Strassenzölle, Grundzins,
Schutzabgaben, Kriegs- und Kopfsteuern etc., und indirekte Steuern
- 3. Stand zahlt bis zu 70% Steuern, Adel zahlt keine Steuern, Klerus hat sich freigekauft, zahlt "freiwillig"
- Korruptes System - Steuern wandern in private Taschen statt zum Hof
- das wenige Geld, das eingenommen wird, wird nicht für Infrastruktur, sondern für Kriege und Feste verwendet
- um Einnahmen zu erhöhen verschuldet sich König beim Adel
- Bevölkerungsexplosion
- Hungersnöte, sehr grosse Armut und Unzufriedenheit
- soziale Ungleichheit - Grossgrundbesitzer vs. landlosem Landarbeiter; Manufakturbesiter vs. Handwerkergesellen
- Ständegesellschaft
- Lehenswesen,
Feudalismus
- 1. Stand: Kirche - grosse Spannungen zwischen Dorfpfarrer und hohen Geistlichen
- 2. Stand: Adel - verfügt über keine Legitimität, zahlt keine Steuern
- 3. Stand: Rest - ökonomisch und politisch sehr unzufrieden, Bürger wollen an die Macht
- Forderungen der einzelnen Stände
Denken der Menschen - Aufklärung
Zum Thema Aufklärung gibt's ein eigenes Kapitel
- Gedanken der Volkssouveränität - Kritik am Absolutismus (Rousseau)
- Gesellschaftsvertrag
- Menschen- (Natur-) rechte
- Verfassung, König soll nicht mehr über allem stehen, Volkssouveränität statt Gottessouveränität
- Gewaltenteilung (Locke, Montesquieu) - direkt gegen Louis XVI gerichtet
- Voltaire "Ecrasez l'infâme"
- rationale Gedankengänge
- breitere Bildung
- grosse Verbreitung von aufklärerischen
Schriften wie z.B.
- weshalb soll 3. Stand benachteiligt
sein? - Abbe Sieyes
- Privilegierte seien nutzlos
- 3. Stand könne unabhängig
von ihnen leben
Vorbild Amerika
"Was die Ideen der Aufklärung, umgesetzt in politische Taten,
bewirken konnten, hatten die amerikanischen Kolonisten mit ihrer
"Revolution" nach dem Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) bewiesen.
In der Unabhängigkeitserklärung ("declaration of
independence") der "Vereinigten Kolonien" zu den "rechtmässig
freien und unabhängigen Staaten" (von Amerika) finden sich bereits
1776 Grundüberzeugungen der französischen Revolutionäre
von 1789 formuliert:
- "die Gleichheit aller,
- die Existenz bestimmter unveräusserlicher Rechte, darunter das Recht auf Leben, Freiheit und das Trachten nach Glück,
- die Abhängigkeit jeglicher Regierungsform vom Willen des Volkes,
- das Widerstandsrecht gegen Regierungsreformen und Regierungen, die nicht ein Maximum von Sicherheit und Glück garantieren."
1781 gaben sich die "Vereinigten Staaten" eine auf dem Rousseau'schen
Prinzip der Volkssouveränität gegründete Verfassung,
die, 1787 verändert beschlossen, im Juni 1788 in Kraft trat.
Heimkehrer vom Unabhängigkeitskrieg berichteten in Frankreich von
der "Erfahrung Amerika" (Schulin", wo die aufgeklärten Ideen mit
der Neugründung eines Staatswesens tatsächlich umgesetzt
worden waren. Der Propaganda-Effekt im "Frankreich am Vorabend der
Revolution" bedeutete Wasser auf die Mühlen des 3. Standes."
Aus: Lobert, Stefan. Abitur Wissen Französische Revolution. Stuttgart 1997.