Inhalt: Zionismus

Antisemitismus
jüdischer Rassismus (Beispiele )
Zionismusdefinition des Informationsdienstes gegen Rechtsextremismus
Zionismusdefinition der israelischen Botschaft in Deutschland

Zionismus von A-Z
Zionismus und aktuelle israelische Politik (World Socialist Web)

Chronologie des Zionismus




In der UN-Resolution 3379 von 1975 wird Zionismus als jüdische Form von Rassismus bezeichnet (die Passage wurde 1991 wieder aufgehoben). Demgegenüber definierte der jüdische UN-Botschafter 1975 Zionismus wie folgt:

"Zionism is to the Jewish people what the liberation movements of Africa and Asia have been to their own people." Quelle

Rassismus oder Befreiungsbewegung? Diese Unterscheidung wird vor allem von der eigenen Sichtweise beeinflusst. Für zionistische Juden, wurden ihre Vorfahren vor knapp 2000 Jahren aus ihrem eigenen Land vertrieben, weshalb sie ein Rückkehrrecht besässen. Schliesslich hätten sie dieses Gebiet als erste besiedelt (was historisch bezweifelt wird) und vor allem als erste in diesem Gebiet eine "Kultur" aufgebaut. Zudem gebe es Juden in Palästina, die seit über 3000 Jahren ohne Unterbruch dort lebten.
Auch die Palästinenser berufen sich heute auf ihr Rückkehrrecht - und genau hier liegt das grundsätzliche Problem. Einer der berühmtesten Aussprüche von Zionisten lautet, dass Palästina ein Land ohne Volk, die Juden ein Volk ohne Land seien. Deshalb dürften die Juden dieses Land erst recht besiedeln. Bedeutete der Spruch wohl ursprünglich, dass es kein palästinensisches "Volk" gebe, sondern "nur" einzelne Besiedlungen ohne kulturellem Zusammenhang - und man zusammen mit diesen arabischen Menschen eine eigene "Heimstätte" in Frieden aufbauen wollte, - sah die Realität alsbald ganz anders aus.

Nach dem ersten Weltkrieg begann die forcierte Besiedlung Palästinas ("Zions") durch Juden. Diese bauten sogenannte Kibbuzim - eine Art autarke Bauernhöfe, die aber vorerst eher Wehrburgen glichen. Die Juden machten das Land erfolgreich urbar, kauften Arabern Land ab und breiteten sich immer mehr aus auf Kosten der ansässigen Araber, die sich schon bald mit ersten Anschlägen wehrten.
Nach den Schrecken der Judenverfolgung in Europa und des Holocaust der 30er und frühen 40er Jahre, gelang es den Juden, 1948 einen eigenen Staat "Israel" auszurufen und somit ein grosses Ziel der Zionisten zu erreichen. Da die Araber aber nicht bereit waren, das von ihnen seit über tausend Jahren besiedelte Land einfach "aufzugeben", kam es nach Ablehnung einer Teilungsresolution der UNO zu einem Krieg, bei welchem mehrere hunderttausend Palästinenser flüchteten und somit die definitive Besiedlung des neuen Staates Israels durch Juden ermöglichten. Diese Flüchtlinge, die noch heute in Flüchtlingslagern wie demjenigen von Dschenin leben, fordern weiterhin ihr Recht auf Rückkehr ein.

Der oben zitierte Ausspruch vom jüdischen UN-Botschafter Herzog tönt heute etwas anachronistisch. Die Israelis kämpfen mit schweren Panzern, Militärflugzeugen und Helikoptern gegen mit Steinen und primitiven Bomben bewaffnete Jugendliche. Das hochgerüstete und -technisierte Israel von heute kann man kaum noch ernsthaft mit den "liberation movements of Africa and Asia" vergleichen. Diese Rolle haben inzwischen eher die Palästinenser übernommen, was für die Israeli vor allem zu einem PR-Problem geworden ist: haben die Juden das Recht, Menschen zu vertreiben und zu unterdrücken, die seit über tausend Jahren auf einem Gebiet leben, wo vor 2000 Jahren Juden gelebt haben? Die zentrale Frage des Konflikts lautet als: "Wem gehört das Land?"
Vertrieben, verfolgt, gehasst. Die Geschichte der Juden ist gehäuft von tragischen Ereignissen bis hin zum Holocaust. Die Sehnsucht dieses Volkes, sich ein für allemal irgendwo niederzulassen und sich eine eigene Heimat aufzubauen ist mehr als verständlich. Die Gründung des israelischen Staates wurde denn auch unter anderem aus schlechtem Gewissen für die Greueltaten der Nazis gebilligt. Doch allzuviel verändert hat sich eigentlich nicht.
Bereits im Mittelalter wurden die Juden in Gettos ausgesiedelt (manchmal zogen es Juden auch selbst vor, sich in "Gettos" zurückzuziehen, um die Feindseligkeiten ihrer Umwelt nicht mitbekommen zu müssen), heute leben sie im "Getto" Israel, umgeben von feindlichen Arabern. Wiederum müssen sie sich wehren, fühlen sie sich von allen Seiten bedroht. Doch etwas hat sich grundsätzlich geändert: waren die Juden vor 1948 jeweils kleine, schwache Minderheiten, sind sie in Israel zu Macht gekommen und unterdrücken nun selbst andere Menschen. Israel ist zur Kolonialmacht geworden, die sich in den besetzten Gebieten rassistisch gibt und ihren Anspruch als "Liberation movement" verloren hat. Der Schwache ist stark geworden und es ist zu hoffen, dass er nicht dieselben Fehler und Verbrechen begeht, unter denen er gelitten hat.

Martin Rey, 13.06. 2002