1919 befasste
sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss mit den Ursachen des deutschen
Zusammenbruchs. Ein Augenzeuge berichtet über die Befragung Hindenburgs
und Ludendorffs: "Die Grundnote ihrer Aussage war, dass sie sich immer auf
ihre militärische Aufgabe beschränkt und dem Kanzler die Führung
der Politik überlassen hätten... Sie verwandten einen grossen Teil
ihrer Vernehmung auf den Nachweis, die ... Katastrophe sei auf den durch Wühlereien
hinter der Front erfolgten moralischen Zusammenbruch der Heimatfront zurückzuführen.
Eintönig leierte der Feldmarschall sein Pensum herunter. Es klang so
langweilig wie eine abgespielte Grammophonplatte - und war doch mit Dynamit
geladen. Denn er setzte die Legende vom Dolchstoss in die Welt. Ein britischer General, erzählte er, habe mit vollem Recht gesagt: "Die deutsche Armee hat einen Dolchstoss in den Rücken erhalten." Kein Mensch fragte ihn nach dem Namen des Generals, was ihn sicherlich in grosse Verlegenheit gebracht hätte, denn er war ja nicht der Mann, der ausländische Veröffentlichungen las; er wiederholte lediglich eine Geschichte, die man ihm beigebracht und die er auswendig gelernt hatte. Ludendorff nahm die gleiche Tonart auf und griff die Sozialdemokratie heftig an. Je verwaschener das Zeugnis, desto besser war die Propaganda." Aus: M.J. Bonn. So macht man Geschichte. Bilanz eines Lebens. München 1953. S. 239f. Zit. in Geschichte und Geschehen. S. 262. |