Inhalt: Demokratischer Zentralismus
Der von Lenin konzipierte demokratische Zentralismus war das grundlegende
Organisationsprinzip der Kommunistischen Partei undgehörte zum festen
Bestandteil der Statuten aller marxistisch-leninistischen Parteien. Es umfasste
die folgenden Elemente:
Wählbarkeit aller leitenden Organe der Partei von unten nach oben;
regelmäßige Rechenschaftslegung der Parteiorgane vor ihren Parteiorganisationen und übergeordneten Organen;
straffe Parteidisziplin und Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit; Verbot von Fraktions- und Gruppenbildung;
unbedingte Verbindlichkeit der Beschlüsse der höheren Organe gegenüber den unteren Organen.
In der Realität dominierten die beiden zentralistischen Elemente und legitimierten die Machtkonzentration in den Händen des Parteisekretariats und des Politbüros.
Was das demokratische Element der Wahl von unten nach oben angeht, so wurde die Parteileitung zwar gewählt, doch bedurften schon die Kandidaturen der Bestätigung durch übergeordnete Parteiinstanzen. Das zweite demokratische Merkmal, die Pflicht der Berichterstattung, diente mehr der Weitergabe von Anweisungen oder der
Propaganda als der Kontrolle und Korrektur
von unten nach oben.
Quelle
Demokratischer Zentralismus. Keine nützliche Verallgemeinerungen kann
man über spezifische Organisationsstrukturen machen - diese müssen
äußerst flexibel sein -, aber zu sagen, daß das Parteiregime
Demokratie und Zentralismus miteinander verbinden muß, ist nicht bloß
eine organisatorische Formel, vielmehr fließt es unmittelbar aus den
Aufgaben der Partei und dem Wesen des Klassenkampfs. Die Demokratie ist wesentlich,
weil die Partei nicht der Herr der Arbeiterklasse, sondern ein Werkzeug ihrer
Selbstbefreiung ist. Ohne Demokratie und freie Diskussion gibt es keine Weise,
wie die Partei Politiken formulieren kann, die wirklich die Bedürfnisse
der Arbeiterklasse treffen und die konkrete Situation passen. Der Zentralismus
ist wesentlich, weil die Partei einen bitteren Kampf gegen einen hoch zentralisierten
Feind - den kapitalistischen Staat - durchführen muß. Ohne Einheit
in Aktion, wie jeder Gewerkschafter weiß, ist die Niederlage unvermeidlich.
Was den demokratischen Zentralismus betrifft, gibt es zwei Gefahren, worunter
neue und bislang kleine Organisationen wie die meisten auf der revolutionären
Linken überall in der Welt heute besonders wahrscheinlich leiden könnten.
Die erste ist die Gefahr, daß eine kleine Gruppe, bestenfalls das Embryo
der Partei, die ganze Palette der Verwaltungsstrukturen, die eine Massenpartei
passen würden, adoptiert und dadurch lächerlich kopflastig wird.
Die zweite ist die Gefahr, daß, besonders wenn die Organisation den
Übergang von der Propaganda zur Agitation machen muß, man ultrademokratisch
ist und alle Fragen ohne Ende diskutiert. Die Partei ist keine Diskussionsrunde
- sie diskutiert, um eine Entscheidung zu treffen, und führt dann diese
Entscheidung in einer einheitlichen Weise durch.
Quelle
Diktatur des Proletariats
»Die Diktatur des Proletariats umfaßt die Übergangsperiode
vom Kapitalismus zum Kommunismus. [...] Die führende
Stellung in der Gesellschaft und im Staat in der Periode der
Diktatur des Proletariats hat die Arbeiterklasse unter Führung der marxistisch-leninistischen
Partei. Die Arbeiterklasse verwirklicht ihre Macht im Bündnis
mit der Bauernschaft und mit anderen werktätigen und demokratischen
Schichten der Gesellschaft.«(20) »Die Arbeiterklasse benutzt
ihre Diktatur, um die Hauptproduktionsmittel der Gesellschaft in gesellschaftliches
Eigentum zu überführen und die ökonomische Macht des
Kapitals zu brechen. Daher bedeutet die Errichtung der Diktatur des Proletariats
zugleich die Einführung
der bis dahin umfassendsten Demokratie,
der sozialistischen Demokratie, der Demokratie für die werktätigen
Massen des Volkes.« (21)