Inhalt: "Achse des Bösen"


Deutsche Übersetzung von Bushs Rede zur Lage der Nation vom 29. Januar 2002

Entstehung des Ausdrucks - Auszug aus dem Buch "Mit Gott gegen alle" von Peter Pilz. Stuttgart 2003.

Politische Karikaturen zur Achse des Bösen

Politische Karikaturen zur Achse des Bösen (Bilder aus dem Iran)

Bestätigung der unten aufgeführten These? (Spiegel.de)



Zur vom amerikanischen Präsidenten George W. Bush ausgerufenen "Achse des Bösen" gehören so unterschiedliche Länder wie das stalinistische Nordkorea , der weiterhin stark sakrale Iran sowie das primär säkular-autoritäre Regime von Irak . Gemeinsam ist allen vor allem eins: Die USA befürchten, dass diese drei Regime in der Lage sind, Massenvernichtungswaffen herzustellen, oder sie bereits besitzen und bezeichnen sie deshalb als "Schurkenstaaten" ("rogue states"). Während spekuliert wird, dass Nordkorea seit kurzem Langstreckenraketen besitzt, mit denen (atomare) Sprengköpfe bis nach Alaska und Hawaii geschossen werden könnten, befinden sich der Irak und der Iran einerseits in der erdölreichen Golfregion, andererseits stellen beide Regime eine ernsthafte Bedrohung für den US-protegierten israelischen Staat dar. Während eine vom Irak abgefeuerte Rakete lediglich 400 Kilometer zurücklegen müsste, um Tel Aviv oder eine andere Stadt Israels in Schutt und Asche zu legen, unterstützt der Iran terroristische Organisationen wie die aus dem Libanon agierenden schiitischen Hisbollah, die Israel von Norden her zur Gefahr werden könnten.

Es geht aber auch wie immer um Erdöl. Nachdem die USA dank des Afghanistankriegs in den öl- und gasreichen Gegenden in Zentralasien Fuss fassen konnte (militärische Stützpunkte in Usbekistan und Afghanistan, eine proamerikanische Übergangsregierung in Afghanistan als wichtigstes Transitland) gilt es nun, die OPEC möglichst vollständig auszuschalten. Im Irak werden die zweitgrössten Erdölreserven dieser Welt vermutet, die umso wichtiger werden, als Saudi-Arabien ein immer unzuverlässigerer Partner wird. Eine amerikafreundliche Regierung im Irak würde die Geopolitik im Golf mit einem Schlag verändern - wenn nicht zuvor der Iran an strategische Kernwaffen gelangt und somit die Karten zu seinen Gunsten neu mischt.

Die Amerikaner reagieren sehr sensibel auf Demütigungen.

Der Begriff "Achse des Bösen" hat aber sicherlich auch noch einen anderen Hintergrund: George W. Bushs Politik lehnt sich in vielen Fällen an diejenige von Ronald Reagan an (viele seiner Berater haben auch für Reagan gearbeitet) und dieser sprach bekanntlich über die Sowjetunion vom "Reich des Bösen". Ebenfalls nicht zufälligerweise spricht Bush wohl auch von einer "Achse", einem Begriff, der Erinnerungen an die Achsenmächte Deutschland und Italien während des Zweiten Weltkrieges weckt. So dient Saddam Hussein als der neue Hitler dieser Achse, was zur Folge hat, dass eine Opposition gegen Bushs Irakkrieg fast unmöglich wird: wer sich gegen die amerikanische Politik wendet, verteidigt Hussein alias Hitler und dessen Verbündete - die Achse. Also quasi das "Böse des Bösen". Wobei anzumerken ist, dass im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg die neue "Achse" keine Allianz bildet: Der vorwiegend sunnitische Irak und der vorwiegend schiitische Iran führten in den Achtziger Jahren einen unerbittlichen Krieg gegeneinander und Nordkorea steht international ziemlich isoliert da. Insofern ist der Begriff der Achse sicherlich verfehlt.


Zum Verständnis von Bushs Politik kann ich den Artikel von Hanspeter Born in der Weltwoche Nummer 22 vom 30. Mai 2002 sehr empfehlen: "George W. Bush verstehen: Ist Bush von allen guten Geistern verlassen? Keineswegs. Er ist bloss der erste US-Präsident seit langem, der kompromisslos dem Geist der amerikanischen Pioniere nachlebt: Zuerst kommt das Eigene, dann der unvertraute Rest der Welt." S. 28-32.

Vgl. auch diese pazifistische Seite zur Achse des Bösen. Hier

Entstehung des Ausdrucks - Auszug aus dem Buch "Mit Gott gegen alle" von Peter Pilz. Stuttgart 2003.

"David Frum diente George Bush als Redenschreiber. Im Januar 2003 lüftete er das Geheimnis der Erfindung der "Achse des Bösen". Die Wiener Tageszeitung "Der Standard" berichtet: "Im Januar 2002 sei er mit der Suche nach einem Ausdruck beauftragt worden, der eine Verbindung zwischen Dem Irak und dem Terrornetzwerk al-Qaida suggerieren würde. Dabei sei ihm der Begriff "Achse" eingefallen, der an Deutschland, Italien und Japan erinnerte, die Gegner der USA im Zweiten Weltkrieg. Bush hätte in seiner Rede unterstreichen können, dass der IRak und al-Qaida eine "Achse des Hasses" (ursprüngliche Formulierung) darstellten, ohne Beweise für eine tatsächliche Allianz vorlegen zu müssen. Der Nationalen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice habe der Ausdruck gefallen, so Frum. Sie habe vorgeschlagen, auch den Iran in diese Achse aufzunehmen. Das Terrornetzwerk al-Qaida, das nun nicht mehr in die Achse passte, wurde kurzerhand in einen anderen Teil der Rede verschoben. Schliesslich fiel der Kommunikationsberaterin des US-Präsidenten, Karen Hughes, auf, dass auch die früheren Achsenmächte drei an der Zahl waren (Berlin - Rom - Tokio). Daher sollte man auch noch Nordkorea - eine Diktatur mit einem Atomprogramm - in die Achse aufnehmen. Ausserdem seien die Nordkoreaner keine Muslime, womit man möglicher Kritik begegnen könnte, die Achse des Bösen bestehe nur aus muslimischen Staaten." "Die Zeit" ergänzt: "Frums Chef Michael Gerson wünschte sich eine "theologischere Sprache" und machte aus der "Achse des Hasses" die "Achse des Bösen"." Die Achse des Bösen ist die Linie, auf der ein amerikanischer Krieg nach dem anderen geführt werden soll." S. 52f.