Inhalt: Zitate
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Nguyen Van Nu (beteiligt an der Tet-Offensive): "Ich klage den Wahnsinn der Amerikaner an, die unser Land grundlos besetzt und so viel Schaden in der Bevölkerung verursacht haben. Es sind nicht nur die Toten, sondern auch die Narben der Überlebenden. Ich meine die Spätfolgen von Giftgas, die Kriegsversehrten und -invaliden, die vielen Frauen, die ihre ganze Jugend für die Armee geopfert haben und später keinen Mann mehr finden, keine Familie gründen könnten. Wären die USA nicht in unser Land gekommen, wären uns all diese Leiden erspart geblieben. Dennoch hasse ich die Amerikaner nicht mehr. Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Nur wünsche ich mir sehr, dass Amerika uns beim Wiederaufbau hilft."
Frau Ha Thi Quy, Überlebende des Massakers von My Lai: das Dorf My Lai wird von US-Bombern beschossen: "Wir suchten Schutz in den Bunkern. Dann erschienen Soldaten und forderten uns auf, zu einer Sammelstelle zu gehen. Wir taten alles, was sie verlangten. Ich hatte meinen kleinen Sohn bei mir, mit uns kamen viele andere Dorfbewohner. Wer auf dem Reisfeld stolperte und hinfiel, wurde sofort erschossen, ebenso ältere Leute, die nicht schnell genug laufen konnten. Ich fragte mich, was sind das für Menschen, die so wahllos um sich schiessen, sind das überhaupt Menschen? ... Es war eine Unmenge von Soldaten. Sie hatten so eine Art Baskenmütze auf dem Kopf und alle eine sehr rote Haut, die aussah wie chinesischer Lack. Wir alle schrien und weinten, doch unbeeindruckt wüteten sie weiter, schossen auch auf die kleinen Kinder, die nach ihren Müttern riefen. Sie trieben die Menschen in den ausgetrockneten Kanal und feuerten auf sie. Auch mein Kind wurde getötet.
Irgendwann verlor ich das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Boden des Kanals, um mich herum nur Leichen. Ich hatte grosse Schmerzen im Bein, mein Kopf war mit Schlamm und Blut verschmiert, die sich wie eine Mütze verkrustet hatten. Auch meine Füsse waren voller Blut, es floss wie Wasser. So gegen zehn Uhr - die Sonne stand schon hoch, und es war sehr heiss - kroch ich auf allen vieren ins Dorf zurück. Dort stand alles in Flammen. Auch unser Haus und die Kühe im Stall brannten lichterloh. Sogar die Bäume waren umgehackt. ... Andere Menschen um mich herum haben Kinder, die sich im Alter um sie kümmern; um mich kümmert sich keiner. Ich bin nur ein einfacher Mensch und weiss gar nicht, was das sind - die Amerikaner. Ich weiss nur: Sie haben mein Kind getötet. Hätte ich damals genug Kraft gehabt, hätte ich sie auch getötet. Doch jetzt ist Frieden, und ich muss verzeihen."




Frau Vu Thi Phuong: "Ich glaube an die Toleranz  der Vietnamesen. Wir haben sehr viel gelitten. Man hat uns sozusagen grundlos überfallen und unser Land zerstört. Der Hass war gross. Aber jetzt leben wir in Frieden, und ich glaube, dass die Vietnamesen tolerant genug sind, um dem ehemaligen Feind zu verzeihen. Ich glaube auch, dass die Amerikaner inzwischen ihre Schuld erkannt haben. Würden wir sie dennoch weiter hassen, machten wir uns selber schuldig."