Inhalt: Ein "banales" Antisemitismusbeispiel
Ein friedliches Abendessen mit Freunden an einem lauen Vorsommerabend.
Bei Pizza und Fisch diskutiert man über die Fussball-WM, über
die Senegalesen, die es den Franzosen aber wirklich gezeigt haben. Irgendwann
kommt jemand auf die Idee, ein Erinnerungsfoto zu machen von diesem gemütlichen
Abend, zückt eine Kamera, Blitz, Blitz und schon wechselt das Thema
zum Missfallen an der Kamera. Man sei eben in New York gewesen, in einer
dieser Fast-Food Kneipen und schwupps - die Kamera war weg. Grossstadt und
Kriminalität, fehlende Vorsicht als Schweizer, aber man sei ja selber
schuld, das Ausland... New York sollte aber doch noch abfotografiert werden
- man ist ja schliesslich nicht jeden Tag dort und will zuhause zeigen,
wie toll es war - und da sei man halt in die so und so Strasse gefahren
und sei von Fotogeschäft zu Fotogeschäft gerannt. "Hello, I'd like
to have this camera here in the window". "No, this ain't for sale!" die prompte
Antwort. Stattdessen solle man doch diese tolle Kamera nehmen... - naja,
man merkt schnell, dass die Kamera im Schaufenster günstiger und besser
wäre, aber man kann sich nicht durchsetzen. Schliesslich wird der Erinnerungen
wegen halt doch die teure, schlechte Kamera gekauft - die jetzt vor uns auf
dem Tisch liegt und die intensiv beäugt und durchaus nicht als Trouvaille
bewertet wird. "Naja, ist ja auch kein Wunder. Waren schliesslich alles jüdische
Fotoläden!"