Inhalt: Ausschnitt aus "Lügen
im Heiligen Land" von Peter Scholl-Latour. S. 167.
im Frühjahr 1997:
"In der locker geführten Konversation mit dem früheren Botschafter
werden einige Grundzüge der Osloer Absichten deutlich, wie sie der
Regierung Rabin-Peres vorschwebten. Die vorgesehenen Zugeständnisse
gingen sehr weit. Jossi Beilin hatte offenbar eingeräumt, dass Jerusalem
die doppelte Hauptstadt der Israeli und der Palästinenser würde.
Die Ausrufung eines Palästinenser-Staates war positiv entschieden.
Die Golan-Frage - so nahm man damals an - sei auf gleiche Weise zu lösen
wie seinerzeit die Rückgabe der Sinai-Halbinsel an Kairo, und Rabin
hatte die Restitution des syrischen Territoriums bis zum letzten Zoll konzediert.
Eine Umgruppierung
und Sammlung der jüdischen Siedlungen auf der Westbank sollte sich
auf zwei Ballungsgebiete konzentrieren, das eine südlich von Jerusalem
in Judäa, das andere nord-östlich von Tel Aviv in Samaria.
Das Jordan-Tal und die dortige Wehrgrenze gegenüber dem Haschemitischen
Königreich wäre den Arabern zugefallen. In Gaza wurde der Ausbau
eines internationalen Hafens beschlossen. Die im Ausland lebenden arabischen
Flüchtlinge - vor allem die Gestrandeten in den libanesischen Camps
waren damit gemeint - sollten mit palästinensischen Pässen ausgestattet
werden; dann wäre das dornige Problem ihrer Heimkehr ein internes Problem
Arafats und ginge die jüdische Regierung nichts mehr an."
aus "Der Fluch des neuen Jahrtausends: Eine Bilanz" von Peter Scholl-Latour.
S. 234
21. Mai 2000
"Eines ist sicher: An eine Einigung mit Israels Regierungschef Ehud Barak
über die noch anstehenden Kardinalprobleme - endgültige Grenzziehung,
Zahl der jüdischen Siedlungen, Rückkehr oder Entschädigung
der arabischen "refugees", die Zukunft Jerusalems, um nur diese zu nennen
- ist bis zum Herbst gar nicht zu denken."
Wenn also Arafat die ganze Schuld für das "Debakel von Camp David" zugeschoben
wird, ist dies zumindest sehr zweifelhaft. Viel eher wollte wohl Bill Clinton
einen schnellen Erfolg vor dem Ende seiner Präsidentschaft - Druck,
der den ganzen Friedensprozess zerstört hat.